Mitten in der schmalen und lebhaften Augustinerstraße erhebt sich die prachtvolle, rote Sandsteinfassade der Augustinerkirche. Vorbild der plastisch gegliederten Schaufassade waren die römischen Jesuitenkirchen, während die Detailformen im mainfränkischen Barock wurzeln. Das von Doppelsäulen flankierte Portal rückt in einer ungewöhnlich hohen Nische hinter die Bauflucht der übrigen Häuser als „Zelt Gottes unter den Menschen“ (siehe Offb 21,3). Über dem Portal wird architektonisch und kunstvoll das Thema der Krönung der Gottesmutter Maria inszeniert, darüber die thronende Dreifaltigkeit Gottes.
Die baufällige, ursprünglich gotische Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert wurde 1768 – 1771 durch einen prächtigen Neubau ersetzt, da der damalige Erzbischof und Kurfürst Emmerich Joseph keine „Bauernkirche“ an der Hauptstraße seiner Residenzstadt haben wollte. Nachdem kurz darauf das Augustinerkloster im Zuge der Säkularisation 1803 aufgehoben und das unbewohnte Gebäude zwei Jahre später Bischof Colmar zur Errichtung eines Priesterseminars übergeben wurde, wurde die Klosterkirche zur Seminarkirche. Als einzige der Kirchen in der völlig zerstörten Mainzer Altstadt blieb sie trotz der schweren Bombardierung am 27.02.1945 wie durch ein Wunder fast unversehrt.
Das durch hohe Bodenfenster belichtete Langhaus verbindet sich über verschleifende Rundungen fließend mit dem Chor. Alle Linien des Raumes laufen auf den Hochaltar zu, in dem die Kreuzesabnahme Jesu Christi dargestellt wird, darüber Gott-Vater und der Heilige Geist in Form einer Taube. Eine ikonographische Besonderheit deutet das Altarprogramm: Ein Engel zerreißt auf Befehl Gott-Vaters den „Schuldschein der Menschheit“ (Kol 2, 14) als Zeichen für den in der Eucharistie vergegenwärtigten Opfertod seines Sohnes. An der Seite flankieren als alttestamentliche Vorbilder Abraham, der gerade seinen Sohn Isaak opfern will, sowie der Hohepriester Melchisedek mit den Opfergaben in der Hand die Szenerie.
Der helle und durch Engelsputten verspielte Kirchenraum deutet den Festsaal des himmlischen Hochzeitsmahls an. Die malerische, detailreiche Ausgestaltung des Rokokogewölbes mit Szenen aus dem Leben des heiligen Augustinus stammt von Johann Baptist Enderle. Als „Lehrer der Kirche“, „Hammer gegen die Häretiker“, „Erzvater der Ordensleute“ sowie „Schüler der Wahrheit“ wird Augustinus kunstvoll gezeichnet.
In einer Nische steht eine gotische Marienstatue aus dem Jahr 1420, die 1793 aus der brennenden Liebfrauenkirche gerettet werden konnte und seither Pilgernde und Betende anzieht. Am 8. Dezember, am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, begeht das Priesterseminar seinen Seminarfeiertag, welcher am Vorabend mit einer Vigil bei Kerzenschein eingeläutet wird.
Die Orgel auf der Empore wurde 1774 von den Brüdern Johann Heinrich und Johann Philipp Stumm gebaut. Sie gehört zu den wenigen originalgetreu erhaltenen Spätbarockorgeln Mitteleuropas. Das wertvolle Instrument hat 34 (mechanische) Register auf zwei Manualen und Pedal.
Mo – Fr: ca. 8 – 17 Uhr
Sa: ca. 9 – 14 Uhr
An Sonn- und Feiertagen, zwischen den Jahren und in Ausnahmefällen ist die Kirche geschlossen.
An der Pforte des Priesterseminars (Augustinerstr. 34) können Sie zu Öffnungszeiten eine ausführliche Beschreibung zur Augustinerkirche und Postkarten erwerben. Für Spenden zum aufwändigen Erhalt unserer Seminarkirche sind wir Ihnen dankbar. Gerne stellen wir Ihnen eine Zuwendungsbescheinigung aus.
Während der Vorlesungszeit der Johannes Gutenberg-Universität feiern wir in der Regel donnerstags um 18:30 Uhr eine öffentliche Eucharistiefeier: Herzliche Einladung!
Konzertanfragen mit Vermietung der Seminarkirche richten Sie bitte an das Sekretariat. Hierbei ist der Aufwand und der Charakter der Veranstaltung entscheidend. Trauungen sind nicht möglich.