Priesterausbildung 2

Dimensionen der Priesterausbildung

Geistliche Formung und menschliche Reifung

Das Zentrum priesterlicher Existenz ist Jesus Christus selbst. Daher geht es in der Priesterausbildung vor allem darum, in seiner Glaubensentscheidung sowie in der persönlichen Beziehung zu Ihm und untereinander zu wachsen und sich zu entfalten.

Vor diesem Hintergrund werden die Priesteramtskandidaten in den spirituellen Fundus der Kirche und großer Mystiker – z.B. des heiligen Ignatius von Loyola – eingeführt. Zugleich wird zur Vorbereitung auf das Priesteramt in persönlicher Begleitung durch den Spiritual des Priesterseminars und in Kurstreffen die spirituelle Dimension des eigenen Lebens eingeübt und vertieft.

Zur geistlichen Formung und menschlichen Reifung gehören vor allem:

  • Einüben von Meditation und Gebet (persönliches Gebet, Stundengebet, Gebet der liebenden Aufmerksamkeit, Anbetung), Zugang zu Schweigen, Kontemplation und Exerzitien
  • Zugang zur Heiligen Schrift und zu einem Leben nach dem Evangelium (geistliche Schriftbetrachtung, Schriftgespräch)
  • Zugang zu den Sakramenten (vor allem die tägliche Eucharistie und die Feier der Buße)
  • Geistlicher Austausch und regelmäßige geistliche Begleitung, um über die Entwicklung des Glaubens, der menschlichen Reifung und des sittlichen Lebens zu sprechen
  • Hineinfinden in das gemeinschaftliche Leben im Priesterseminar, was persönliche Initiative, Fähigkeit und Bereitschaft zur Begegnung und zur Zusammenarbeit, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Selbstdisziplin und Beherrschung der Umgangsformen erfordert
  • Finden eines geordneten Tagesablaufs, der dem geistlichen Leben, dem Studium und der Teilnahme am kulturellen Leben gleichermaßen gerecht wird
  • Entwicklung eines angemessenen Lebensstils und sinnvolle Freizeitgestaltung
  • Unterscheidung der Geister
  • Einübung in die priesterliche Lebensform und in die evangelischen Räte (Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam)

Theologische Bildung

  • wissenschaftlich verantwortetes Reflektieren des persönlichen und kirchlichen Glaubens
  • grundlegende Orientierung über Sinn und Aufbau des Theologiestudiums
  • Beherrschung des methodischen Instrumentariums sowie der verschiedenen Arbeitsweisen individuellen und gemeinsamen Studierens
  • vertieftes Studium in den theologischen Disziplinen
  • Erwerb eines soliden Wissens in den theologischen Disziplinen und zugleich Einblick in ihren inneren Zusammenhang. Der Student soll sowohl verschiedene theologische Richtungen kennen und beurteilen lernen als auch die Mitte in Theologie und persönlichem Glaubensleben finden. Durch die Schwerpunktbildung im Studium gewinnt er Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihm verstärkt zu selbstständiger Arbeit und Urteilsfindung verhelfen.

Pastorale Befähigung

  • Kennenlernen verschiedener pastoraler Bereiche
  • Einführung in die Feier der Liturgie, in deren Grundelemente und Gesetzmäßigkeiten mit dem Ziel, Liturgie und Leben in Verbindung zu bringen
  • Mitwirkung bei der Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensten
  • Sensibilisierung für die sprachlichen und musikalischen Möglichkeiten von Feiern
  • Stimmbildung, Grundelemente rhetorischer Ausbildung
  • Einübung in die Kommunikation, erste Anleitung zur Gesprächsführung mit einzelnen und Gruppen
  • waches Interesse am politischen und kulturellen Leben
  • Mitwirkung in den Gottesdiensten der Gemeinde und ihrer Gruppen, Mitarbeit in der Gemeindekatechese
  • Unterstützung sozial-caritativer Aktionen
  • Vorbereitung und Mitwirkung bei Gottesdiensten
  • erste Erfahrungen in der Gemeindepredigt, unbeschadet der Gültigkeit der diesbezüglichen kirchlichen Richtlinien
  • religionspädagogische Ausbildung mit Berücksichtigung des Religionsunterrichtes und der Gemeindekatechese
  • Einübung in die Formen der Kommunikation und in den Umgang mit den verschiedenen Kommunikationsmitteln
  • seelsorgliche und geistliche Gesprächsführung
  • Reflexion der Praktika und praktischen Erfahrungen auf ihre anthropologischen und theologischen Implikationen.

 

(nach: Die deutschen Bischöfe (Hg.), Rahmenordnung für die Priesterbildung, Bonn 2003, S. 33–39)