Pastoralkurs 2021 in der Betriebsseelsorge

Stein für Stein eine Mauer geradesetzen oder Paletten voll Nudeln, Soßen und Suppen den ganzen Tag ins Regal einräumen. Bei der Betriebsseelsorge heißt es für uns, künftige Priester und Pastoralreferent*innen, anzupacken. Dabei wird sehr deutlich, dass Arbeit mehr als Geldverdienen ist.

Drei Tage arbeiten im Supermarkt. Das ist sicherlich im Vergleich zu einem ganzen Arbeitsleben nur ein Wimpernschlag. Dennoch reichen allein diese drei Tage für einen ordentlichen Blickwechsel. Den ganzen Tag auf den Beinen stehen oder bei den tieferen Regalen auf die Knie gehen, ist einfach anstrengend. Zwischendrin kommen noch Kundenfragen oder ein piepsender Pfandautomat dazu. Aber warum machen wir das als künftige Seelsorger*innen? Ziel ist es, andere Arbeitswelten kennenzulernen. Das geht am besten, wenn man in einem Betrieb mitarbeitet. Der Einzelhandel ist mit 3 Millionen Beschäftigten eine große Sparte ebenso wie das Handwerk. Und genau diese Leute leben in unseren Gemeinden. Was brauchen diese Leute für Angebote in der Seelsorge? Was passt nach einem körperlichen harten Arbeitstag oder einer anstrengenden Arbeitswoche? Die Tage im Supermarkt oder auch der Besuch der Handwerkskammer haben uns da sicherlich für die Zukunft ein besseres Gespür mitgegeben.

Die Betriebsseelsorge im Bistum Mainz knüpft darüber hinaus viele Kontakte in die Arbeitswelt, beispielsweise zu Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften. Hier fallen für viele Menschen existenzielle Entscheidungen. Mehr Lohn? Flexiblere Arbeitszeiten? Einige Menschen fallen dabei auch ganz schnell unter den Tisch. Die Betriebsseelsorge begleitet sowohl die Verhandlungen als auch einzelne Personen, gerade wenn ein massiver Stellenabbau droht.

Und selbst dann schafft das Bistum Mainz Angebote. In der Initiative für Arbeit e.V. in Griesheim arbeiten zum Beispiel Langzeitarbeitslose. Aus vielen alten und kaputten Computern werden einsatz- und leistungsfähigere quasi neue PCs. Das sind zwar nur Ein-Euro-Jobs. Aber für viele kann es der Einstieg in ein neues Berufsleben werden. Allein ein geregelterer Tagesablauf durch diese Arbeit hilft. Weitere arbeiten bei der Initiative für Arbeit in einer Energieberatung und helfen so anderen Empfängern des ALGII-Regelsatzes (Hart IV), Kosten zu sparen.

Bei einem Besuch des großen Glasherstellers Schott in Mainz sprachen wir mit den Betriebsräten über ihre Arbeit oder bekamen Informationen zur Arbeitsplatzvermittlung im Jobcenter in Worms.

Was sind wir Menschen ohne Arbeit? Im Idealfall entspringt ein gerechter Lohn und dennoch ist Arbeit mehr. Viele identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Für viele gibt sie dem Leben Sinn, da sie sich durch die Arbeit aktiv in die Gesellschaft einbringen. Arbeit gehört zum Menschsein. Mit all dem, was wir tun, sei es Zuhause für unsere Familien, sei es an einer Arbeitsstelle oder im Ehrenamt, gestalten wir die Schöpfung Gottes weiter fort.

Text: Johannes Blüm; Bilder: Hans-Georg Orthlauf-Blooß

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